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Die "Herrlichkeit Lembeck" im Westmünsterland - das Herkunftsland der Familie Nienhaus

"Ich bin ein Westfale, und zwar ein Stockwestfale, nämlich ein Münsterländer." so läßt Annette von Droste-Hülshoff einen Landsmann in ihrer Novelle "Bei uns zu Lande auf dem Lande" sagen. Und weiter: "Der Münsterländer ist groß, fleischig, selten von starker Muskelkraft, - seine Züge sind weich, oft äußerst lieblich und immer durch einen Ausdruck von Güte gewinnend. Die helle Haarfarbe ist durchaus vorherrschend." (Bilder aus Westfalen). "Et gäff drei Sorten van Löh: Schwotte, Witte unn Münsterländer", behaupten die Alteingesessenen. Redet man mit mehreren von ihnen, erkennt man, daß weniger Überheblichkeit als vielmehr Selbstironie dabei im Spiel ist. Von westfälischer Sturheit, im Sinne von Verschlossenheit, ist, speziell beim Westmünsterländer, nicht viel zu spüren.
Es gibt kaum eine deutsche Landschaft in der Zugezogene so schnell integriert werden. Jedoch: Einmal als vermeintlich richtig Erkanntes legt der Erler oder Rhader Pohlbürger so schnell nicht ab, da braucht es schon eine Reihe von guten und überzeugenden Argumenten. Der Münsterländer gib sich eben bedächtiger, zurückhaltender als sein rheinischer Nachbar - dafür ist er "treu, so treu wie nur ein Westfale sein kann" (Helmut Gollwitzer).
Kelten, Germanen, (Sugambrer, Tenkterer, Usipeter), Römer und wieder die Germanen (nach der gewonnenen Schlacht im Teutoburger Wald 9 n. Chr.) bestimmten zunächst die Geschichte des Landes.

Das Urnengrab auf dem Hofe Nienhaus

Aus der merowingisch-fränkischen Zeit fand man auf dem Gelände des Hofes Nienhaus in Erle im Jahre 1909 ein Urnengrab. Das Grab enthielt eine schöne hartgebrannte Urne von dunkler Farbe, Bronzekettenglieder, Reste von Lederbändern, zwei Lanzenspitzen, ein doppeltes silbernes Kreuz, bunte Glas- und Tonperlen. Die ganze Grube zeigte viele Stellen mit Eisenoxid, da sich in dem durchlässigen Sand Eisenteile nicht erhalten konnten. Von Skeletten fand man keine Spur mehr. Im Boden dieses Feldes waren schon vorher Schildbuckel, Schwert- und Lanzenspitzen gefunden worden. 1912 und 1926 fand man bei Sandabfuhren weitere Gräber. Die Fundstücke wurden nach Münster abgeführt.

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Ende des 8. Jahrhunderts gründete der friesische Missionar Liudger ein Kloster in Mimigernaford (Furt über die Aa) dem späteren Münster. Die gesamte Gegend wurde dadurch im Laufe der Jahrhunderte christlich. Von der Sektiererei der Wiedertäufer im 16. Jh. blieb der Bramgau verschont - die Nachreformationszeit mit dem mehrfachen Wechsel der Konfessionen sorgte jedoch für viel Verwirrung unter den schlichten "Colonen". Wie drastisch die Glaubenskämpfe zu dieser Zeit ausgefochten wurden, belegt ein altes Rhader Sprichwort, wenn jemand besonders rauh mit seinem Gegenüber umging: "Dor wötte katholsch vann!"
Nach dem endgültigen "Sieg" der Gegenreformation in der Herrlichkeit Lembeck (1621/22) wurde unsere Heimat zu einer tief im Katholizismus verwurzelten, "schwarzen" Gegend. Erst in der Folge der großen Völkerwanderung nach dem zweiten Weltkrieg gab es in Erle und Rhade einen deutlichen Zuwachs an Protestanten. Noch zu "Kaisers Zeiten" gingen die Pohlbürger aus der Kirche wenn für den Kaiser ("ne Luthasken") gebetet wurde - so kaisertreu man sonst auch war. Der Kulturkampf unter Bismarck gegen die katholische Kirche wirkte hier noch lange nach.
Die Landschaft um Erle war immer Grenzland. Zunächst zwischen Franken und Sachsen, dann zwischen Kleve und Münster, in der Neuzeit zwischen den Rheinlanden und Westfalen. Seit Jahrhunderten gehörten die Gemeinden Rhade und Erle zur "Herrlichkeit Lembeck". Erst im Zuge der kommunalen Neugliederung 1975 kam Erle zur Gemeinde Raesfeld im Kreis Borken, Rhade in die Stadt Dorsten im Kreis Recklinghausen.

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Autor: root -- 23.11.2012; 12:18:23 Uhr

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