Juni: Die Vögel werden leiser und ab 22. die Tage kürzer!
Zur Geschichte: Der Juni ist der sechste Monat des Jahres im Gregorianischen Kalender. Er hat 30 Tage und enthält den Tag der Sonnenwende (21. Juni, abhängig von der Himmelsmechanik auch am 20. oder 22. Juni möglich), der der längste Tag mit der kürzesten Nacht des Jahres ist. Benannt ist er nach der römischen Göttin Juno, der Gattin des Göttervaters Jupiter, Göttin der Ehe und Beschützerin von Rom. Der alte deutsche Monatsname ist Brachet oder Brachmond , da in der Dreifelderwirtschaft des Mittelalters in diesem Monat die Bearbeitung der Brache begann. In Gärtnerkreisen spricht man auch vom Rosenmonat, da die Rosenblüte im Juni ihren Höhepunkt erreicht. Im Römischen Kalender war der Juni ursprünglich der vierte Monat und hatte 29 Tage.
Natur im Juni Am frühen Morgen ist es kaum zu überhören: die Vogellieder werden leiser, ihr Gesang dünner. Mit der Tag- und Nachtgleiche am 21. Juni wendet sich das Jahr, die Tage werden wieder kürzer. Das spüren auch die Vögel, deren Gesangsaktivität überwiegend von der Tageslänge gesteuert wird. Die Nachtigallen beenden ihren Gesang ebenso wie viele Grasmücken, Laubsänger oder Finkenvögel. Nicht alle gleichzeitig, aber der Morgen wird deutlich leiser. Nur der Zilp-Zalp schmettert mittags noch seine Erkennungsstrophe "Zilpzalp" durch Lindbruch und Schwalmniederung. Sogar die Amsel verstummt langsam.
An Wegrändern, Böschungen und Gräben springen sie förmlich ins Auge: Tausende kleiner Schaumtropfen an Gräsern und Büschen leuchten weithin in der Sonne. Kuckucksspeichel nannten wir sie als Kinder, doch der Vogel ist diesmal unschuldig. Verursacher ist meist die Schaumzikade, deren Larven sich im Schaumhäuschen vor Vögeln verstecken. An diese Gebilde traut sich kaum jemand aus der Räuberschar heran, nur eine kleine Wespenart fischt sich die Larven aus dem Schaumbad.
Selbst bei trübem Wetter oder sogar bei Sprühregen fliegt es, das Große Ochsenauge. Der braune Falter mit der orangefarbenen Flügelbinde sitzt gerne auf Disteln und kehrt oft stundenlang auf eine Blüte zurück. Ganz aus der Nähe lässt sich sein Markenzeichen beobachten: Im dicken dunklen Fleck auf jedem Vorderflügel sitzt ein kleiner weißer Punkt. Bald werden die Weibchen ihre Eier an Gräser ablegen
Zeit für Kitze Wenn Ricken besonders scheu sind, lieben ihre Kitze oft zwischen Grashalmen verborgen in der Wiese. Die weißgetupften Neugeborenen brauchen noch einige Tage Zeit, bis sie dem Alttier folgen können. Jetzt bloß nicht stören, heißt die Devise. Deshalb gehört jeder Hund im Juni an die Leine.
Die Blätter des Schneeballs sind jetzt oft zerfressen und durchlöchert. Ein kleiner ockerfarbener Käfer und seine schwarzen Larven sind die Verursacher und zeigen eindrucksvoll, dass Insekten nicht nur angeworbene Blütengäste sind. Im Garten in Felderhausen besuchen zwei Mönchsgrasmücken im Minutentakt tagelang den Strauch in unserer Hecke und sammeln die Larven des Schneeballkäfers ab.. Meisen meiden die schlecht schmeckenden Larven, aber das Grasmücken-Männchen mit der schwarzen Kopfplatte und sein braunmütziges Weibchen sind unermüdlich zugange. Schon wenig später wird der ganze Familientrupp hier sitzen und die lästigen Blattfresser vertilgen – zumindest bis Nachbars Kater kommt.
Autobahnsäume Wohl der längste Lebensraum, den es in Niederkrüchten gibt, ist der Böschungsstreifen der Autobahn. Wem das Gesirr der schnell fahrenden Autos nicht zu sehr auf die Nerven geht, sollte sich auf der Südseite der Autobahnböschung hinter der Radermühle mal umsehen.
Meter für Meter die Umgebung absuchend wird man viele kleine Wunder entdecken. Denn Autobahnböschungen sind oft voller Tier- und Pflanzenvielfalt. Wahrscheinlich heizt die Sonneneinstrahlung auf den steilen Böschungen das Leben an, das allerdings oft unter Rädern endet. Hier findet man die Gartenschnirkelschnecke, die bei zunehmender Hitze an Pflanzenstengeln oder Pfählen emporklettern und dichte Trauben bilden. Das Haus wird zumSchutz vor der lebensbedrohenden Hitze mit einem Schleimdeckel verschlossen, der an eine hauchdünne Pergamentfolie erinnert. Im Morgentau werden die Schnecken wieder aktiv und beginnen mit der Raspelzunge an Blättern zu schaben. Eine Pflanze mit kleinen unscheinbaren weißen Blüten wuchert die Böschung zu und schafft einen dichten grünen Filz. Der Stengel des Kleb-Labkrauts ist vierkantig und trägt an den Kanten unzählige rückwärts gerichtete Haare. Pflückt man einen Stengel ab und hält ihn an die Kleidung, bleibt er wie ein Klettverschluß fest haften. Unsere Beobachtungen zeigen – sogar Autobahnböschungen können voller Leben sein, sofern man sie nicht zu früh mäht und den Wildkräutern die Gelegenheit zur Aussaat lässt. Bernd Nienhaus
Autor: root -- 04.06.2022; 11:20:03 Uhr
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